Das Ziel:
Ein neues Produkt für Mountainbiker und Rennradfahrer in einer sehr sportlichen Sitzposition mit allen notwendigen, ergonomischen Anpassungen zu entwickeln.
Die Grundlage:
Der bestehende 612 ERGOWAVE® ist die Grundlage der folgenden Untersuchung, da Max selbst überwiegend auf dem 612 ERGOWAVE® Rennen gefahren ist und stundenlang auf diesem Sattel trainiert hat.
Das Studienthema:
"Belastungsindizierte Veränderungen des Satteldrucks im Radsport anhand einer dynamischen Druckmessanalyse des SQlab 612 ERGOWAVE® Sattels."
Das Ergebnis:
Der neue 612 ERGOWAVE® R Sattel.
Ausgezeichnet:
Max Holz wurde mit dem bekannten „Dr. Gertrude Krombholz Preis 2019“ von der TU München für die hervorragende Leistung in seiner wissenschaftlichen Arbeit ausgezeichnet.
Irritierende Sitzprobleme bis hin zu körperlichen Folgen, wie z.B. Impotenz, sind in der Diskussion, da der Sattel 40 % des Körpergewichts tragen muss (Rodano et al., 2002). Radfahrer haben eine erhöhte, permanente Belastung an den jeweiligen Druckstellen, die sich mit einem anderen Leistungsverhalten verändert und den Druck auf den Sattel beeinflusst (Carpes et al., 2009 und Potter et al., 2008). Aus diesem Grund ist ein tiefes Verständnis der Anatomie des Beckens ein wesentlicher Bestandteil, um einen Sattel mit den bestmöglichen Anpassungen zu entwickeln. Die Bereiche von den Sitzknochen, bis hin zu den Schambeinknochen, sind die einzigen knöchernen Kontaktpunkte im Beckenboden und daher am „Druckresistentesten“. Der Dammbereich besteht aus einem empfindlichen Netzwerk von Nerven und Blutgefässen, dass sich vom Anus über die Genitalien bis zum Schambeinbogen erstreckt (Sobotta, 2011).
Ansatz der Studie: Daher ist es zusätzlich wichtig, das Druckmessbild mit der Belastungsfläche kritisch zu hinterfragen und die unphysiologischen Sitzbereiche, wie die Becken- und Beckenbodenmuskulatur, zu minimieren. Das bedeutet, je sportlicher und gestreckter die Sitzposition ist, desto mehr verlagert sich der Druck von den Sitzbeinhöckern nach vorne zu den Schambeinen sowie auf den zentralen Dammbereich. Wie verändert sich in diesem Zusammenhang die Sattelform?
Dies zeigt deutlich eine Studie von Sommer (2003), die den Blutfluss zu den Genitalien in zwei verschiedenen Sitzpositionen untersucht. Der Vergleich einer aufrechten Sitzposition im 90°-Winkel mit einer Sitzposition mit einem Oberkörperwinkel von nur 40° ergab für die aufrechte Sitzposition (90°) eine 40 % höhere Durchblutung. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass ein breiterer Sattel eine 50 % bessere Durchblutung ermöglicht als ein schmalerer Sattel, was die Kontaktfläche und die Druckverteilung verbessert (Sommer, 2003).
Wenn die Kraft auf das Pedal zunimmt, werden andere Strukturen, die das Körpergewicht tragen, wie der Sattel, angehoben, was zu einem geringeren Satteldruck führt. Dies wurde durch eine Studie mit zwei verschiedenen Leistungen, 100 W und 200 W, signifikant nachgewiesen (Potter et al., 2008). Daraus lässt sich schließen, dass unterschiedliche Leistungsabgaben zu unterschiedlichen Druckwerten im Sattel führen.
Die Studie von Carpes et al. (2009) behauptet jedoch genau das Gegenteil. Nach dieser Studie stiegen der mittlere Druck und auch die Druckspitzen mit der Intensität an, in diesem Fall von 150 W auf 300 W. Während Carpes (2009) Freizeitradfahrer testete, hatte Potter (2008) erfahrene Radfahrer getestet. In weiteren Untersuchungen fordert Carpes, dass das Erfahrungsniveau des Radfahrers, seine sportliche Verfassung und auch mehrere Belastungsbereiche untersucht werden sollten. Wenn ein Radfahrer viel Zeit im Sattel verbringt, ist zu erwarten, dass der Radfahrer eine verbesserte Anpassung an das Fahrrad aufweist (Carpes et al., 2009), was den Unterschied zu den Ergebnissen von Potter erklären könnte.
Quellen: Gingell, K.M. / Desai, C. (Bristol 1989). Hazards of long distance cycling. Department of Urology, Southmead Hospital, S. 60:450-6. Potter, J. J.; Sauer, J. L.; Weisshaar, C. L.; Thelen, D. G.; Ploeg, H. (2008). Gender Differences in Bicycle Saddle Pressure Distribution during Seated Cycling. Medicine and Science in Sports and Exercised, Vol. 40, No. 6: 1126–1134. Dagnese, F.; Martins Ede, A.; Carpes, F. P.; Kleinpaul, J. F.; Mota, C. B. (2009). Effects of Workload on Seat Pressure While Cycling with Two Different Saddles. International Society for Sexual Medicine, No. 6: 2728–2735
ERGEBNIS
Generell gilt: Je athletischer die Gruppe (mehr Trainingskilometer), desto größer war die Anpassung des Satteldrucks sichtbar.
Darüber hinaus trat die Beckenschieflage bei 97 % aller Probanden nach einer Spanne von 180-200 Watt auf, die einmal überschritten und beibehalten wurde. Es kann davon ausgegangen werden, dass diese Rotation des Beckens oder Vorbeuge zu einem biomechanischen Effekt einer Überdehnung des Gluteusmaximums führt, der eine Anpassung an eine physiologisch effizientere Kontraktionsweise bewirkt (Gressmann 1995). Durch diese Überdehnung eines Muskels (maximal 20 % Muskelverkürzung) wird die Elastizität der Muskelfasern genutzt und diese kann sich bestätigt an diesen Effekt gewöhnen.
Je intensiver eine Radtour wird, desto weniger Druck entsteht auf dem Sattel (bis zu 24 %), aber desto mehr verlagert sich der Druck in die vorderen Bereiche des Sattels (nach 200 W) und damit in die Weichteile. Als Folge davon wird der Pudendusnerv abgeklemmt.
Eine flachere und damit rotierte Neigung des Oberkörpers bewirkt eine schlechtere Durchblutung der Genitalien.
Daher sollte ein Sattel für den jeweiligen Nutzen gewählt werden:
Bei einem niedrigen bis mittleren Leistungsniveau in aufrechter bis gestreckter Sitzposition muss ein Sattel gewählt werden, der die Sitzknochen als Hauptdruckpunkt hat.
Bei einem hohen bis sehr hohen Leistungsniveau mit sehr gestreckter Sitzposition soll ein Sattel gewählt werden, der eine große und angepasste Fläche zur Entlastung des Dammbereichs und der Schambeinknochen bietet.
UMSETZUNG DER STUDIE IM PRODUKT 612 ERGOWAVE® R
Da die Weichteile empfindlicher sind als die knöchernen Strukturen der Sitzknochen wird die Druckverschiebung als eine Druckzunahme beobachtet, auch wenn objektiv eine Abnahme der mittleren Druckwerte eintrat.
Aus diesem Grund hat sich im Radsport, aber auch in anderen Sportbereichen, zunehmend der Begriff der Ergonomie durchgesetzt, der in solchen Fällen die bestmögliche Anpassung des Menschen an das Rad aus objektiver und subjektiver Sicht gewährleisten soll.
Aus den Ergebnissen lassen sich zwei Anforderungen ableiten:
- Zum einen wird eine Unterstützung der Belastung der Sitzknochen während einer ausgedehnten konstanten Fahrt und der damit verbundenen individuellen Sitzknochenbreite empfohlen.
- Zum anderen hat eine Abstützung und Entlastung des Scham- und Dammbereichs bei intensiven Fahrten, was auf eine Entlastung der unphysiologischen Sitzfläche hindeutet, einen positiven Effekt. Das Schambeingewölbe sollte noch mehr gestützt werden, und die Breite der Sattelnase sollte so bemessen sein, dass der erforderliche Bereich für intensive Einheiten zur Verfügung steht.